Vielen Dank an HiFi IFAs für den ausführlichen Bericht.
Vom Tellerwäscher zum Millionär. So lautet eine viel bemühte Floskel, die den amerikanischen Traum beschreibt. Um die berufliche Wandlung von Detlef Bosse, Inhaber des HiFi-Studios Technik-Bosse, zu beschreiben, muss man dieses geflügelte Wort ob seiner Herkunft und Vita wohl etwas umdichten: Vom Kohlekumpel zum Lautsprechererfinder. Denn Detlef Bosse begann seinen beruflichen Weg unter Tage und ersann Jahre später die Lautsprecher-Reihe CITO Audio. Antrieb für das Projekt war in diesem Fall die reine Leidenschaft zur Musik, und nicht die Kohle, die dahinter stecken könnte. Passt auch besser, zum Millionär oder Kohlebaron wird man als Enthusiast mit dem Lautsprecherbau so schnell eh nicht.
Und wie entdeckt der HiFi-Tester solche hochinteressanten Pretiosen? Ganz einfach, schnüffelt er doch auf vielen HiFi-Messen rum. Wie zum Beispiel auf den Süddeutschen HiFi-Tagen 2019 in Stuttgart. Durch die Gänge schlendern, die Augen aufhalten und viel wichtiger: Auch die Ohren! Da reicht es oft schon, nicht nur auf die vielversprechenden Türschilder zu schauen. Sondern einfach seinen eigenen Ohren zu vertrauen, wenn man an einer offenen Tür vorbeischlendert. Getreu dem Motto: Hey, was ist das denn? Musik in meinen Ohren, da müssen wir unbedingt mal reinhören.
Und so saßen Falk und ich ruckzuck vor den Standlautsprechern CITO Audio Modell 5! Angeliefert wurde die Musik vom Netzwerkplayer Atoll ST200 Signature, für die Power sorgte dann der Vollverstärker Atoll IN300. Beide waren wir schon recht angetan von den Klängen im Hotelzimmer. Ein Termin zum Test der CITO Audio Modell 5 war nach einem interessanten Gespräch mit Detlef Bosse dann schnell ausgemacht. Dazu machte der Entwickler ein paar Wochen später für ein langes Wochenende einen Ausflug in die Stadt mit dem höchsten Kirchturm der Welt.
Nach der langen Anreise von Detlef trugen wir beide die Standlautsprecher erstmal ein paar Etagen die Treppe hoch. Glücklicherweise waren die stolzen 50 kg je Säule dafür dreigeteilt, was jetzt allerdings nicht auf die Anzahl der Wege der Lautsprecher schließen lässt. Anschließend ging es dann zur Stärkung in mein griechisches Stammlokal gleich um die Ecke. Und bei Souvlaki sowie griechischem Wein erfuhr ich einiges über die Entstehungsgeschichte von Detlef Bosses Projekt „CITO Audio“. Und wer dahinter steckt.
Als ähnliches Baujahr wie ich wurde Detlef in seiner Jugend vom HiFi-Bazillus befallen. Im Gegensatz zu mir baute er sich allerdings damals seine Lautsprecher selber. Wenn Mann dies in den 70ern und 80ern machen wollte, war das auch noch einfacher als heutzutage, gab es doch an fast jeder Straßenecke einen Elektronikladen.
Und so tüftelte, baute und verkaufte er seine selbstgebauten Lautsprecher. Und dies alles in seiner Freizeit, war er doch damals hauptberuflich als Kumpel unter Tage tätig. In seinem Hobby wurde er immer erfolgreicher, und so gründete er 1992 einen HiFi An- und Verkauf. Anfänglich war dies als Teilzeitgewerbe angedacht, doch 2003 war dann endgültig Schluss mit dem Kohle verdienen unter Tage. Mittlerweile ist Technik-Bosse 200 qm groß, die sich auf 3 HiFi-Studios verteilen.
Ein unruhiger Geist wie Detlef Bosse gibt sich mit dem bloßen Verkauf von HiFi- sowie High End Anlagen nicht zufrieden. In seiner „Freizeit“ entwickelt er weiterhin Lautsprecher. Da ihm das Zeitverhalten von Mehrwegelautsprechern nicht wirklich zusagt, konstruiert und verkauft er „nebenher“ Breitbandsysteme. Herausgekommen sind dabei die Kompaktlautsprecher CITO Audio Modell 1 und Modell 3 sowie die Standlautsprecher CITO Modell 5 und Modell 6. Zum Test haben wir dann die CITO Audio Modell 5 ausgesucht.
Allzu viel lässt sich Detlef Bosse über die Innereien seiner Standlautsprecher leider nicht entlocken. Immerhin lässt er durchblicken, dass sich das Lautsprechergehäuse in 4 Kammern aufteilt. Reinschauen oder aufschrauben kann man die CITO Audio Modell 5 leider nicht, keine einzige Schraube ist am Gehäuse zu finden. Da fragt man sich schon, ob hier eventuell kleine Heinzelmännchen zu Werke gehen.
Immerhin gut sichtbar ist der 16,5 cm Breitbänder mit Schwirrkonus. Von diesen hat sich Detlef Bosse einige Dutzend bestellt, verbaut sie aber nicht direkt im Anlieferzustand. Zuvor wird der Phaseplug modifiziert, und auch das Antriebssystem. Dreihundert Stunden werden die Breitbandchassis eingespielt. Anschließend werden sie nach vier elektrischen Parametern wie zum Beispiel Innenwiderstand und Induktion selektiert, dabei scheiden über die Hälfte der Chassis wegen zu hoher Toleranzen aus, ein repektabler Aufwand!
Naturgemäß kann ein solch minimal und schlank gebautes Breitbänderchen im Bass ad-hoc nicht wirklich doll zuschlagen. Um dem Tiefton unter die Arme zu greifen, hat Detlef Bosse das oben besagte 4-Kammergehäuse entwickelt, welches eine zum Boden, respektive zu einer Granitplatte hin offene Resonatoröffnung aufweist. Die Kammern selber weisen laut seiner Auskunft eine immer schwächer werdende Bedämpfung im Schallweg auf. In diese hinein ragt ein hyperbolisch geformter Kegel. Über die Gewindeschrauben der Lautsprecherfüße lässt sich der Abstand der Öffnung zum Boden hin, und damit das Bassverhalten der CITO Audio Modell 5 verändern.
Einen sehr hochwertigen wie auch professionellen Eindruck hinterlässt das Gehäuse des CITO Modell 5. Hergestellt wird es in einer Möbelmanufaktur. Sieben Schichten Lack werden hier auf höchstem Niveau verarbeitet, dementsprechend makellos ist die optische Erscheinung des Standlautsprecher. Und bei der Farbwahl hat der Kunde die Qual der Wahl. Auf der Rückseite des Standlautsprechers findet sich das ebenfalls hochwertige Single-Wiring-Terminal von WBT, montiert auf einer sauber eingepassten Aluplatte.
Die Standlautsprecher CITO Audio Modell 5 wurden an die hauseigene 851er Kette von Cambridge Audio angeschlossen. Und auf ging es! Zuerst mit dem Klassiker „Keith Don’t Go“ von Nils Lofgren. Die ersten Takte waren schon etwas gewöhnungsbedürftig. Irgendwie hörte sich Nils anders an als von meinen bisherigen Tests gewohnt. Bis ich wieder daran dachte: Stimmt, du hörst ja heute einen Breitbandlautsprecher! Und diese haben, da sie eine Punktschallquelle sind, nun mal ein anderes Zeitverhalten als Mehrwegelautsprecher. Kommen die Klänge doch aus einem einzigen Chassis und zudem noch ohne Frequenzweiche.
Wer genau so schön flehen kann wie Herr Lofgren ist Willy DeVille in „Storybook Of Love“. Ich bin begeistert. Und interessiert, wie die CITO Audio Modell 5 auf eine andere Elektronik reagieren. Also flugs den Cambridge 851N an den Vollverstärker Struss Audio DM250 angeschlossen. Alter Schwede, diese Stimme von Willy, die Klangfarben, puh… Okay, nicht unbedingt unheimlich schmelzig, aber wie er mir in die Ohren nölt, dass nimmt mich schon mit. Im Hintergrund spielt dazu fein aufgelöst und tickernd das Schlagzeug. Dieser Standlautsprecher lässt mich tief in die Aufnahme reinhören. Mit seiner Ehrlichkeit und dem Charakter eines Monitors könnte ich ihn mir auch gut in einem Studio als Abhöre vorstellen.
Ach komm, aller guten Dinge sind doch drei. Ich bin gerade in der Stimmung dazu. Die letzten Schluchzer darf jetzt Sven Regener von sich geben. „Delmenhorst“ von Element of Crime. Den Entwickler der CITO Audio Modell 5, der neben mir im Sessel sitzt, ergreift Unbehagen. Ja Detlef, da musst du jetzt durch, keine Gnade! „Es ist schön, wenn’s nicht mehr weh tut“ singt Sven. Na ja, diese Stimme kann auch über so tolle Lautsprecher weh tun. Aber Regner singt gnadenlos weiter „Sag‘ Bescheid, wenn du mich liebst“, und ja, ich sage es den CITOs. Gerade ob ihrer Ehrlichkeit. Zudem kann ich mir wunderbar vorstellen, wie der Sänger „Auf der Straße der Verdammten“ durch die Gegend schleicht.
Genrewechsel, etwas rockigeres muss her. Da kommt Detlef Bosse der Gitarrist Jeff Beck in den Sinn. Wir kramen das Album „Brush With The Blues“ heraus. Eigentlich bin ich ja nicht unbedingt der Fan dieses Saitengeschwurbels, das aus meiner Sicht des Öfteren einfach ohne Sinn gespielt wird. Da wiederum muss ich jetzt durch, ist wohl Detlefs Revanche für den Regner…
Doch dieses „Who Else“ ist schon der Hammer mit seinen Anleihen beim Blues. Diese Slides auf der Fender Stratocaster sind wirklich ein Genuss. Mein Kopf nickt mit, meine Augen schließen sich langsam, meine Finger greifen in die Saiten… Der Raum vor mir füllt sich mit einer großen und und glaubwürdigen Bühne, in die ich tief eintauchen kann. Respekt!
Doch was können die kleinen Breitbänder der CITO wirklich ab im Bass? Sind sie dafür tauglich? Dafür lege ich immer wieder gerne Christine and the Queens auf. Also, ihr Modell 5, wir hören jetzt „Christine“. Das elektronische Wabern kommt etwas schlanker als gewohnt an meine Ohren, hält sich leicht zurück. Ich höre weiter, Christine singt und die fetten pumpenden Bassläufe kommen ins Spiel. Etwas mehr Schub würde mir schon gefallen. Verstohlen fällt unser Blick auf die recht amtliche Endstufe Cambridge Audio Edge W, die ebenfalls gerade zum Test im Hörzimmer anwesend ist. Kurz umgestöpselt und nochmal von vorn. Ja, das ist es jetzt! Untenrum kommt mehr Leben in die Bude. Der Bass ist ist zwar nicht für die Disco geeignet, dafür dürfte er deren Besucher wohl zu schlank sein. Aber er ist wunderbar konturiert und sauber, toll geeignet für mein heimisches Wohnzimmer. Und: Meine Füße zappeln mit. Was will ich mehr!
Mit dem Breitband Standlautsprecher CITO Audio Modell 5 hat Detlef Bosse einen Lautsprecher mit dem Charakter eines Monitor konstruiert. Mit seinem schlanken, konturierten Bass passt er sehr gut auch in kleine Räume. Bei toller Feinauflösung stellt der kleine Breitbänder Orchester verblüffend groß dar. Das Modell 5 arbeitet die Charakter unterschiedlicher Verstärker gut heraus, verheimlicht aber auch nicht, dass er an die kurze Leine genommen werden möchte. Dann lässt er den Hörer tief in die Aufnahme eintauchen. Mit etwas Kohle in der Tasche kommt der Musikfan hier voll auf seine Kosten.
Bild- und Textquelle: https://hifi-ifas.de/test-high-end-standlautsprecher-cito-audio-modell-5-oder-vom-kohlekumpel-zum-lautsprecherbauer
Lautsprecher von CITO-Audio sind in der Lage, Ihnen die Live-Musik direkt ins Wohnzimmer zu bringen. Gänsehaut inklusive. Die High-End-Lautsprecher-Serie wird strengstens selektiert und modifiziert und über 100 Stunden lang eingespielt, bis das perfekte Klangerlebnis entstanden ist. Die Revolution der Sinne.
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